Apple steht erneut im Zentrum eines wachsenden Handelskonflikts zwischen den USA und China. Während das iPhone in Kalifornien entworfen wird, stammen fast alle Bauteile aus China – genau dort, wo US-Präsident Trump die Zölle drastisch erhöht hat. Mit Sätzen von bis zu 245 Prozent will Washington die Abhängigkeit von China reduzieren. Doch Apples weltweite Lieferketten geraten dadurch ins Wanken. Obwohl Trump vergangene Woche einige Elektronikprodukte kurzfristig von neuen Zöllen befreite, ist die Gefahr nicht gebannt. Die wirtschaftlichen Spannungen wachsen – und Apple steht zwischen den Fronten.
Apple und China: Eine lange Erfolgsgeschichte
Seit den 1990er Jahren ist China ein zentraler Partner für Apple. Schon früh nutzte der Konzern chinesische Produktionsstätten, um Kosten zu senken und in Asien Fuß zu fassen. 2001 startete Apple offiziell in Shanghai, wenig später folgte die Zusammenarbeit mit Foxconn. In der „iPhone City“ im chinesischen Zhengzhou werden bis heute Millionen Geräte gefertigt.
Nicht nur iPhones, auch iMacs und iPods wurden dort produziert. Apple half chinesischen Zulieferern sogar dabei, ihre Technologie zu verbessern. Ein Beispiel: Das Unternehmen Beijing Jingdiao fertigte einst einfache Kunststoffteile. Heute stellt es hochpräzise Maschinen für die Glasbearbeitung her – ein zentraler Schritt bei der iPhone-Produktion.
Lieferkette unter Druck: 150 Zulieferer in China
Laut einem Bericht von Nikkei Asia hatten im Jahr 2024 rund 150 von Apples 187 wichtigsten Zulieferern ihre Produktionsstätten in China. Dazu zählen Hersteller von Akkus, Displays, Prozessoren und Gehäusen. Auch seltene Erden, die für viele Bauteile nötig sind, stammen aus China. Apple-CEO Tim Cook betonte daher zuletzt: „Keine Lieferkette ist für uns wichtiger als die in China.“
Doch genau diese enge Verbindung wird nun zur Belastung
Trump verschärft den Ton
US-Präsident Trump hat zuletzt deutlich gemacht, dass keine Branche von den neuen China-Zöllen verschont bleiben soll. Zwar sind Smartphones aktuell noch ausgenommen, doch das könne sich laut ihm schnell ändern. Auf seiner Plattform Truth Social schrieb Trump, dass „die Abhängigkeit von China ein Sicherheitsrisiko“ sei.
Sein Ziel: Apple und andere Tech-Konzerne sollen ihre Produktion in die USA zurückverlagern. Handelsminister Howard Lutnick erklärte sogar, bald könnten „Millionen Amerikaner iPhones zusammenschrauben“. Doch Fachleute halten das für unrealistisch.
Experten: US-Produktion „reine Fantasie“
Der frühere Apple-Berater Eli Friedman sagt: „Eine iPhone-Produktion in den USA bleibt Wunschdenken.“ Schon 2013 habe Apple Alternativen geprüft – doch weder Infrastruktur noch Fachkräfte standen bereit. Selbst heute, nach Jahren der Diskussion, sei eine Produktion in den USA wirtschaftlich kaum denkbar.
Zwar hat Apple begonnen, Teile der Produktion nach Indien und Vietnam zu verlagern, doch China bleibt der Hauptstandort. „Ein abrupter Rückzug würde Chinas Wirtschaft hart treffen – aber auch Apple selbst“, so Friedman.
China schlägt zurück: Zölle und Exportkontrollen
Die chinesische Regierung hat bereits Gegenzölle von bis zu 125 Prozent auf US-Waren verhängt. Zusätzlich wurden die Ausfuhren seltener Erden eingeschränkt. Diese Metalle sind unverzichtbar für viele Hightech-Produkte – darunter auch iPhones. Der geopolitische Druck wächst.
Der Analyst Jigar Dixit erklärt: „Apple steht mitten in einem globalen Machtkampf.“ Auch Länder wie Vietnam geraten ins Visier. Dort lässt Apple inzwischen AirPods fertigen. Doch auch sie könnten bald von Zöllen betroffen sein. Geplant waren 46 Prozent – Trump räumte lediglich eine 90-Tage-Pause ein.
Apple befindet sich in einem schwierigen Spagat. Auf der einen Seite steht der US-Markt als größter Absatzmarkt. Auf der anderen Seite bleibt China als Produktionsstandort unverzichtbar. Die geopolitische Lage zwingt den Konzern, neue Wege zu suchen – doch schnelle Lösungen gibt es nicht.