E-Auto-Boom in China: Einkaufszentren werden zu Autohäusern – BMW und VW geraten unter Druck

In Chinas Millionenstädten wie Shenzhen verändert sich der Autokauf radikal: Kunden können Elektroautos direkt im Einkaufszentrum erwerben – schnell, bequem und ohne Umwege. Am 24. April 2025 beobachtet die Bayrische Zeitung vor Ort, wie chinesische Marken wie BYD, Zeekr und Voyah in hippen Showrooms Kundschaft begeistern, während westliche Hersteller wie BMW, Mercedes und VW massiv an Marktanteilen verlieren. Der Wandel im Kaufverhalten und die klare Ausrichtung auf Elektromobilität bringen Europas Autobauer zunehmend ins Hintertreffen.

Einkaufszentrum statt Autohaus: Der neue E-Auto-Verkauf in China

Shenzhen, ein wirtschaftliches Zentrum im Süden Chinas, steht exemplarisch für den Wandel: Im riesigen Einkaufszentrum Wongtee Plaza kann man nicht nur Kleidung kaufen oder essen gehen, sondern auch gleich ein E-Auto mitnehmen. Marken wie Lantu (Voyah), Zeekr oder BYD haben dort moderne Verkaufsflächen eingerichtet.

Ein Ehepaar aus Dongguan, Herr Zhao und Frau Meng, testet dort einen luxuriösen Minivan namens “Dream” von Voyah. Preis: rund 45.000 Euro. “Die große Rückbank und die Bildschirme für Filme haben uns beeindruckt”, sagt Frau Meng. Die Bestellung erfolgt direkt vor Ort oder über eine App.

Zeekr statt BMW: Junge Käufer setzen auf chinesische Marken

Da der Voyah “Dream” zu teuer ist, zeigt ein Verkaufsberater dem Paar das Zeekr-Modell 007 GT, einen vollelektrischen Kombi für knapp 25.000 Euro. Herr Zhao ist angetan: “Das ist meine Preisklasse. Wichtig ist mir nur, dass das Auto elektrisch fährt. Das ist die Zukunft.”

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Er spricht damit vielen Chinesen aus dem Herzen. Bereits im März 2025 waren 51 Prozent aller neu zugelassenen Autos in China E-Autos oder Plug-in-Hybride. Zum Vergleich: In Deutschland lag dieser Anteil zuletzt bei unter 20 Prozent. Die Internationale Energieagentur prognostiziert für China bis 2030 sogar einen E-Auto-Anteil von 80 Prozent.

Arbeitsplatz wird zur Ladestation

Zhao kann sein Auto am Arbeitsplatz laden. Sein Arbeitgeber hat Ladesäulen aufgestellt. “Strom ist deutlich billiger als Benzin”, sagt er. Auch Behörden erleichtern E-Auto-Käufern vieles: Die Zulassung in Großstädten ist einfacher als bei Verbrennern. Das macht Elektrofahrzeuge zusätzlich attraktiv.

Verlierer des Wandels: Deutsche Hersteller verlieren Marktanteile

Während chinesische Marken expandieren, geraten deutsche Autobauer unter Druck. Volkswagen meldete für das Jahr 2024 einen Verkaufsrückgang von neun Prozent auf dem chinesischen Markt. Bei BMW lag der Einbruch sogar bei 13 Prozent, bei Mercedes bei neun Prozent.

Gründe dafür sind unter anderem die mangelnde Innovationsgeschwindigkeit bei Elektromodellen, hohe Preise und die fehlende lokale Verankerung. Chinesische Marken punkten mit digitaler Ausstattung, erschwinglichen Preisen und einer großen Modellvielfalt. 2024 waren 86 Marken mit insgesamt 327 reinen E-Auto-Modellen in China vertreten.

China setzt auf Tempo und Vielfalt

Auf der Auto Shanghai, Chinas größter Automesse, zeigten sich Ende April 2025 viele neue Hersteller, deren Namen selbst Einheimischen kaum bekannt sind. Ihr Ziel: Bekanntheit durch auffällige Showrooms und digitale Erlebnisse.

Dieser Ansatz kommt an: Kunden wie Zhao schätzen nicht nur die Technik, sondern auch das einfache, schnelle Kauferlebnis. “Ich kann hier durch den Showroom schlendern und direkt ein Auto mitnehmen oder online bestellen. Das ist bequem und modern.”

Chinas E-Auto-Markt ist dynamisch, digital und kundennah. Einkaufszentren werden zu Verkaufszentren für moderne Fahrzeuge. Lokale Marken wie Zeekr, BYD oder Voyah setzen neue Standards. Westliche Hersteller müssen sich neu aufstellen, um in diesem Umfeld zu bestehen.

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