Kritische Arzneimittelknappheit in der EU: Welche Medikamente fehlen und wie wird geholfen?

Die Europäische Union kämpft derzeit mit einem Mangel an 16 Arzneimitteln, die als „kritisch“ für die Gesundheit gelten. Produktionsprobleme, steigende Nachfrage und Marktentscheidungen von Herstellern setzen diese Medikamente auf die Knappheitsliste der EU. Der Mangel betrifft nicht nur einzelne Länder, sondern hat Auswirkungen auf die gesamte Union. Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) arbeitet an Lösungen, um die Versorgung der Patienten zu sichern, während die EU den „Critical Medicines Act“ einführt, um die Verfügbarkeit essenzieller Arzneimittel zu stärken.

Engpässe bei wichtigen Medikamenten:

Aktuell fehlen 34 Medikamente in der EU, 16 davon gehören zur Liste der essenziellen Arzneimittel. Diese Medikamente sind für die Behandlung von schweren Krankheiten wie Infektionen, Diabetes und Krebs unerlässlich. Besonders gravierend ist die Situation bei Antibiotika, Inhalatoren und Insulin, die bei Millionen von Patienten dringend benötigt werden.

Antibiotika: Engpass bei Amoxicillin:

Amoxicillin, ein Antibiotikum zur Bekämpfung von bakteriellen Infektionen, ist seit Oktober 2022 knapp. Der Hauptgrund ist eine gestiegene Nachfrage aufgrund von Atemwegserkrankungen und ein Mangel an Produktionskapazitäten. Während sich die Lage in vielen Ländern langsam verbessert, gibt es weiterhin Lieferengpässe in einigen Regionen der EU.

Inhalatoren: Engpässe bei Salbutamol:

Salbutamol, ein wichtiger Wirkstoff für Patienten mit Asthma oder COPD, ist in fast der gesamten EU knapp. Hersteller können mit der steigenden Nachfrage nicht Schritt halten, was zu Engpässen führt. Trotz der Verfügbarkeit von Alternativen wird erwartet, dass der Mangel bis Mitte 2025 anhalten wird.

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Insulin: Lieferprobleme bei bestimmten Arten:

Insulin, das für Menschen mit Diabetes Typ 1 oder 2 unverzichtbar ist, hat seit Anfang 2023 mit Lieferverzögerungen zu kämpfen. Betroffen sind insbesondere die Insulinpräparate Insuman Rapid, Basal und Comb 25. Der Hersteller stellte die Produktion dieser Insuline ein, was die Versorgung beeinträchtigt. Patienten müssen auf andere Präparate umsteigen, was die Situation noch komplizierter macht.

Kritische Medikamente bei speziellen Krankheiten:

Zusätzlich zu den oben genannten Medikamenten gibt es Engpässe bei wichtigen Arzneimitteln zur Behandlung von Krebs, Blutkrankheiten und Schizophrenie. Sieben Krebsmedikamente, darunter Cisplatin und Methotrexat, sind derzeit schwer zu bekommen. Auch der Impfstoff gegen die Japanische Enzephalitis, Ixiaro, ist aufgrund von Produktionsproblemen und hoher Nachfrage betroffen.

Cyanokit: Das einzige Mittel gegen Cyanidvergiftung:

Cyanokit, das einzige in der EU zugelassene Medikament gegen Cyanidvergiftung, ist ebenfalls knapp. Der Hersteller stoppte die Produktion im Dezember 2024 aufgrund möglicher Verunreinigungen. Das Medikament bleibt jedoch weiterhin im Umlauf, da es keine alternativen Gegenmittel gibt. Der Mangel soll voraussichtlich bis Mai 2025 behoben werden.

Blutkrankheiten und Schizophrenie: Weitere Engpässe:

Das Medikament Peginterferon alfa-2a (Pegasys), das zur Behandlung von Hepatitis B, C und anderen Blutkrankheiten verwendet wird, ist aufgrund einer unerwartet hohen Nachfrage ebenfalls knapp. Der Mangel wird voraussichtlich erst Ende 2025 gelöst sein. Zudem gibt es Engpässe bei Zypadhera (Olanzapin), einem Medikament zur Behandlung von Schizophrenie, aufgrund von Produktionsproblemen mit Injektionsnadeln.

Medikament zur Herzinfarktprävention:

Integrilin, ein Medikament zur Prävention von Herzinfarkten, ist ebenfalls betroffen. Aufgrund von Lieferproblemen mit dem Wirkstoff Eptifibatid wurde die Produktion eingestellt. Alternative Medikamente sind jedoch auf dem Markt verfügbar.

Verteporfin: Engpass bei Augenbehandlung:

Verteporfin (Visudyne), ein Medikament zur Behandlung bestimmter Augenerkrankungen wie der altersbedingten Makuladegeneration, ist ebenfalls knapp. Die Produktion wurde seit Mai 2020 stark eingeschränkt, was zu Lieferengpässen führt. In Österreich wird eine neue Lieferung erst Ende 2025 erwartet.

Warum die EU dringend handeln muss:

Die Engpässe bei kritischen Arzneimitteln haben erhebliche Auswirkungen auf die Patientenversorgung in der EU. Besonders für chronisch Kranke und Menschen mit schweren Erkrankungen ist der Zugang zu den benötigten Medikamenten von entscheidender Bedeutung. Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) arbeitet mit den Herstellern zusammen, um die Versorgung sicherzustellen, und die EU hat den „Critical Medicines Act“ ins Leben gerufen, um die Produktion und Verfügbarkeit dieser wichtigen Arzneimittel zu stabilisieren.

Die Arzneimittelknappheit in der EU stellt eine ernste Herausforderung für das Gesundheitssystem dar. Während einige Engpässe vorübergehend sind, erfordern andere längerfristige Lösungen. Die Einführung des Critical Medicines Act und die verstärkte Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedstaaten und Herstellern sind wichtige Schritte, um die Versorgung mit essenziellen Medikamenten zu sichern und die Gesundheit der EU-Bürger zu schützen.

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