CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann hat sich in der ARD-Sendung „Caren Miosga“ klar für neue Arbeitsanreize im Rentenalter ausgesprochen. Hintergrund ist die Debatte rund um die Zukunft der Arbeit in Deutschland. Nach Ansicht der Union leisten viele Menschen zu wenig für das Land – besonders Rentner sollen künftig wieder stärker eingebunden werden. Die Partei will mit steuerlichen Vorteilen gegensteuern und das Arbeiten im Alter attraktiver machen.
Linnemann erklärte, dass die grundsätzliche Bereitschaft zu arbeiten vorhanden sei. Doch wegen hoher Steuern und Abgaben lohne sich Arbeit für viele nicht mehr, so der CDU-Politiker. Dabei nannte er auch eine konkrete Gruppe: „Die Rentner zum Beispiel“, antwortete Linnemann auf die Frage, wer denn seiner Meinung nach zu wenig arbeite.
Ein Zwang zur Arbeit im Alter solle es aber nicht geben. Die Union plant vielmehr ein Anreizsystem. Ab dem 1. Januar 2026 sollen Rentnerinnen und Rentner bis zu 2000 Euro im Monat steuerfrei hinzuverdienen dürfen. Damit will die Partei erreichen, dass mehr ältere Menschen freiwillig im Beruf bleiben – über das reguläre Rentenalter hinaus.
Experten zeigen sich offen für diese Idee. Der Präsident des Kiel Instituts für Weltwirtschaft, Moritz Schularick, war ebenfalls in der Sendung zu Gast. Er verwies darauf, dass ältere Arbeitnehmer in Deutschland im Durchschnitt weniger arbeiten als in anderen europäischen Ländern. „In den nordischen Ländern wie Dänemark oder Schweden ist die Erwerbsbeteiligung der über 60-Jährigen deutlich höher“, sagte Schularick. Deutschland liege hier bis zu 20 Prozent zurück. Seiner Meinung nach sei das „ein strukturelles Problem, das man ernst nehmen müsse.“
Als Beispiel nannte er Dänemark: Dort wurde das Rentenalter zuletzt auf 70 Jahre erhöht – für alle, die ab dem Jahr 1970 geboren wurden. Wer in den 1990er-Jahren geboren ist, wird dort voraussichtlich erst mit 73 oder 74 Jahren in Rente gehen können.
Kritik an Linnemanns Aussagen kam von der Arbeitnehmerseite. IG-Metall-Chefin Christiane Benner sprach sich deutlich gegen pauschale Aussagen zur Arbeitsmoral von Rentnern aus. Viele Menschen seien körperlich und psychisch nach jahrzehntelanger Arbeit nicht mehr belastbar, erklärte sie in der ARD. „Es gibt viele, die schlicht nicht mehr können.“
Zudem verwies Benner auf die hohe Teilzeitquote unter Frauen. Fast die Hälfte aller Frauen in Deutschland arbeitet laut Statistischem Bundesamt in Teilzeit. Viele von ihnen würden zwar gerne mehr arbeiten, könnten es aber nicht. Der Grund sei oft die mangelnde Betreuung für Kinder. „Hier fehlt es an Infrastruktur. Da liegt das Problem, nicht bei der Arbeitsbereitschaft“, so Benner.
Die Bundesregierung hatte zuletzt neue Wege bei der Arbeitszeitgestaltung angekündigt. Geplant ist, den klassischen Acht-Stunden-Tag abzuschaffen. Stattdessen könnte es eine Wochenarbeitszeit geben, bei der Beschäftigte ihre Arbeitsstunden flexibler einteilen. Möglich wäre etwa, vier Tage pro Woche je zehn Stunden zu arbeiten statt fünf Tage mit je acht Stunden. Auch Modelle mit längeren Pausen zwischen den Arbeitsphasen stehen zur Diskussion.
Die CDU unterstützt diese Überlegungen. Sie sieht in flexibleren Arbeitszeiten eine Chance, den Fachkräftemangel abzufedern und gleichzeitig die Motivation in der Bevölkerung zu stärken. Generalsekretär Linnemann betonte, dass es nicht darum gehe, Menschen zu mehr Arbeit zu zwingen, sondern ihnen Möglichkeiten zu geben, sich einzubringen – auch im Alter.
Gleichzeitig fordert die Union, dass sich die Gesellschaft mehr auf Leistung konzentriert. CDU-Chef und Bundeskanzler Friedrich Merz will Deutschland wieder „leistungsstärker“ machen. Neben Rentnern steht auch die Förderung von Frauen und jungen Eltern im Fokus der Partei. Dazu gehöre ein Ausbau der Kinderbetreuung und eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie.
Ob die Pläne ab 2026 wie gewünscht Wirkung zeigen, bleibt offen. Klar ist aber: Die Diskussion um die Arbeitskultur in Deutschland wird weitergehen. Rentenpolitik, Arbeitszeitmodelle und Steuerreformen bleiben zentrale Themen der kommenden Monate.