Polen-Wahl 2025: Trzaskowski und Nawrocki gehen in Stichwahl – Europa schaut gespannt zu

Die Präsidentschaftswahl in Polen bleibt spannend. In der ersten Runde setzte sich der pro-europäische Kandidat Rafal Trzaskowski knapp gegen seinen Herausforderer Karol Nawrocki durch. Da keiner der beiden die absolute Mehrheit erreichen konnte, kommt es am 1. Juni zur Stichwahl. Das Ergebnis dieser Entscheidung könnte die politische Ausrichtung Polens in Europa und der Welt langfristig beeinflussen.

Erste Runde endet ohne klare Mehrheit

Laut den vorläufigen Ergebnissen erhielt Rafal Trzaskowski, der für die liberalkonservative Bürgerplattform (PO) von Regierungschef Donald Tusk antritt, 31,3 Prozent der Stimmen. Dicht dahinter liegt Karol Nawrocki, Kandidat der nationalkonservativen PiS, mit 29,6 Prozent. Auf den dritten Platz kam Slawomir Mentzen von der rechtsextremen Konfederacja mit 14,8 Prozent, gefolgt von Grzegorz Braun, ebenfalls Konfederacja, mit 6,3 Prozent.

Die Wahlbeteiligung lag laut Prognosen bei 66,8 Prozent, was eine hohe Beteiligung im Vergleich zu früheren Wahlen darstellt. Das amtliche Endergebnis wird noch im Laufe des Tages erwartet.

Stichwahl entscheidet über Polens Zukunft

Da kein Kandidat die nötige absolute Mehrheit erreichte, entscheidet nun eine Stichwahl am 1. Juni über die Nachfolge von Präsident Andrzej Duda, der aus den Reihen der PiS stammt. Während Trzaskowski als pro-europäisch und reformorientiert gilt, steht Nawrocki für eine harte Linie in Fragen der Migration, Justiz und Medienfreiheit.

banner

Donald Tusk, Polens Regierungschef, kommentierte auf X (ehemals Twitter):

„Das Spiel um alles hat gerade erst begonnen. Ein harter Kampf um jede Stimme. Diese zwei Wochen werden über die Zukunft unserer Heimat entscheiden.“

Trzaskowski: Europa, Rechte und Reformen

Rafal Trzaskowski ist seit Jahren Bürgermeister von Warschau. Er setzt sich für eine stärkere Einbindung Polens in die EU, den Schutz von Minderheitenrechten und soziale Gerechtigkeit ein. Bereits im Wahlkampf kündigte er an, das Abtreibungsrecht auszuweiten und sich für die Rechte der LGBTQ-Community einzusetzen.

Die 69-jährige Ärztin Anna Rusztynska-Wolska sagte nach ihrer Stimmabgabe:

„In diesen Wahlen geht es um die Rechte von Frauen und Minderheiten. Ich hoffe auf einen Wandel.“

Nawrocki: Konservativer Kurs und nationale Identität

Karol Nawrocki, unterstützt von der PiS, verfolgt einen klar konservativen Kurs. Er gilt als Befürworter starker nationaler Strukturen und traditioneller Werte. Beobachter befürchten, dass ein Wahlsieg Nawrockis zu einer Fortsetzung der Blockadepolitik führen könnte, wie sie unter Andrzej Duda sichtbar war – inklusive Veto gegen Reformen der Regierung Tusk.

Politischer Richtungswechsel möglich

Die Wahl wird nicht nur in Polen mit Spannung verfolgt. Auch in Brüssel, Berlin und Paris schaut man genau hin. Ein Wahlsieg Trzaskowskis könnte den EU-Kurs Polens festigen, während ein Sieg Nawrockis zu erneuten Spannungen mit der Europäischen Union führen könnte.

Der frühere Präsident Lech Walesa rief zur Wahl auf:

„Wir haben die Möglichkeit, unser Land in Ordnung zu bringen.“

Wahlkampf zwischen Welten

Der Wahlkampf war von starken Gegensätzen geprägt. Während Trzaskowski für Weltoffenheit und gesellschaftlichen Fortschritt steht, setzt Nawrocki auf Sicherheit und nationale Stärke. In den kommenden zwei Wochen wird erwartet, dass beide Lager nochmals alles geben, um ihre Wähler zu mobilisieren.

Prognosen und Ausblick

Prognosen nach Wahlschluss sahen Trzaskowski bei rund 30,8 Prozent, Nawrocki bei 29,1 Prozent. Die Unterschiede sind gering – entscheidend wird nun sein, wen die Anhänger der ausgeschiedenen Kandidaten unterstützen.

Ob Mentzen- und Braun-Wähler überhaupt zur Stichwahl erscheinen, ist unklar. Beide vertreten extrem rechte Positionen und könnten sich von keinem der beiden verbliebenen Kandidaten repräsentiert fühlen.

Die Stichwahl am 1. Juni ist mehr als nur eine Wahl. Sie ist ein Richtungsentscheid für Polens Kurs in Europa, die Rolle der Justiz, den Umgang mit Minderheiten und die Zukunft der polnischen Demokratie. Beobachter erwarten ein knappes Rennen – und eine angespannte politische Atmosphäre.

Beliebte Beiträge

© Bayrischezeitung.de · Alle Rechte 2025