In der Nacht auf den 29. Mai 2025 hat Russland erneut die ostukrainische Stadt Charkiw mit mehreren Drohnen attackiert. Dabei wurde ein kommunales Unternehmen getroffen, mindestens acht Menschen wurden verletzt. Die ukrainische Seite meldet ihrerseits Angriffe in der russischen Region Kursk. Die Lage bleibt angespannt, während die diplomatischen Bemühungen kaum Fortschritte zeigen.
Die Angriffe begannen in den frühen Morgenstunden. Laut dem regionalen Militärverwalter Oleh Synjehubow zielte der russische Drohnenschwarm auf eine zivile Einrichtung in Charkiw. Mindestens acht Drohnen schlugen ein und verursachten erhebliche Schäden. Unter den Verletzten befinden sich auch zwei Jugendliche. Der Bürgermeister von Charkiw, Ihor Terechow, erklärte, dass auf dem Gelände ein Großbrand ausgebrochen sei. Einsatzkräfte seien stundenlang mit den Löscharbeiten beschäftigt gewesen.
Die Drohnenangriffe passen in ein Muster der vergangenen Wochen, bei dem Russland wieder verstärkt kritische Infrastruktur und städtische Einrichtungen mit sogenannten Kamikaze-Drohnen attackiert. Experten sehen darin den Versuch, die Ukraine vor dem Sommer weiter unter Druck zu setzen und gezielt Versorgungseinrichtungen lahmzulegen. Die Stadt Charkiw wurde bereits mehrfach Opfer solcher Angriffe.
Während Russland Charkiw bombardierte, meldete die Ukraine eigene Drohnenangriffe auf russischem Gebiet. In der Region Kursk im Westen Russlands wurden laut Angaben des dortigen Gouverneurs ein Krankenhaus sowie mehrere Wohnhäuser beschädigt. Die ukrainische Armee bestätigte, dass eigene Einheiten weiterhin in kleinen Gebieten dieser Region operieren. Unabhängig überprüfbar sind diese Angaben allerdings nicht.
Internationale Beobachter blicken mit Sorge auf diese Eskalation. Die UN-Untergeneralsekretärin für politische Angelegenheiten, Rosemary DiCarlo, äußerte sich skeptisch zu den zuletzt angekündigten direkten Gesprächen zwischen Kiew und Moskau. Zwar hoffe man, dass Vertreter beider Seiten sich zu Verhandlungen in Istanbul zusammensetzen könnten, doch ihre Erwartungen seien „sehr gering“, sagte DiCarlo.
Parallel zur militärischen Entwicklung gab es auch auf politischer Ebene neue Gespräche. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj traf sich mit dem CDU-Vorsitzenden Friedrich Merz zu einem Vier-Augen-Gespräch. Dabei ging es unter anderem um die mögliche Lieferung deutscher Taurus-Marschflugkörper an die Ukraine. Offizielle Ergebnisse wurden bisher nicht bekannt gegeben.
Der frühere US-Präsident Donald Trump brachte sich unterdessen erneut in die Debatte ein. Er forderte einen „Dialog in gutem Glauben“ zwischen Russland und der Ukraine und sprach sich für neue Verhandlungen aus. Trump hatte bereits mehrfach erklärt, er könne den Krieg „innerhalb von 24 Stunden“ beenden, blieb jedoch konkrete Vorschläge bislang schuldig.
Die Menschen in Charkiw und anderen betroffenen Gebieten hoffen derweil auf Schutz vor weiteren Angriffen. Der Krieg dauert nun bereits seit mehr als zwei Jahren an und hat Hunderttausende Menschen zur Flucht gezwungen. Die Sicherheitslage bleibt vielerorts instabil, besonders in den östlichen Regionen der Ukraine.