Wende vor der Präsidentenwahl in Rumänien: Letzte Umfragen zeigen spannendes Kopf-an-Kopf-Rennen

Am 18. Mai wählen rund 18 Millionen Rumänen in einer Stichwahl ihren neuen Präsidenten. Im Rennen sind zwei Kandidaten mit völlig unterschiedlichen Kursen: der ultrarechte George Simion und der pro-europäische Bürgermeister von Bukarest, Nicușor Dan. Die letzten Umfragen zeigen ein knappes Kopf-an-Kopf-Rennen – und damit ein politisches Drama kurz vor der Entscheidung.

Wer kämpft um das Präsidentenamt in Rumänien?

In der ersten Wahlrunde vor zwei Wochen setzte sich der Rechtsnationalist George Simion mit 40,96 Prozent klar an die Spitze. Nicușor Dan erreichte 20,99 Prozent und zieht nun in die Stichwahl ein. Crin Antonescu, Kandidat der prowestlichen Koalition, schied mit 20,07 Prozent aus, was zum Rücktritt von Ministerpräsident Marcel Ciolacu führte. Die politische Lage in Rumänien bleibt angespannt.

Simion vs. Dan: Wie stehen die Chancen?

George Simion ist ein Kritiker der EU und steht militärischer Unterstützung für die Ukraine skeptisch gegenüber. Er fordert sogar die Wiederherstellung von Landesgrenzen aus dem Jahr 1940, was Gebietsansprüche gegenüber Bulgarien, Moldau und der Ukraine beinhaltet. Diese Haltung sorgt für Kontroversen und Ablehnung in den Nachbarländern.

Nicușor Dan dagegen gilt als Befürworter eines engen europäischen Zusammenhalts. Er ist studierter Mathematiker und will Rumänien in die EU fest integrieren. Seit der ersten Runde gewann er vor allem bei den pro-europäischen Wählern an Zustimmung.

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Letzte Umfragen deuten auf spannendes Rennen hin

Nach der ersten Runde galten die Chancen von Simion als sehr gut, doch die Stimmung hat sich verändert. Proteste für einen pro-europäischen Kurs in Bukarest und andere Städten haben Wirkung gezeigt. Aktuelle Umfragen sehen Dan und Simion fast gleichauf:

InstitutDan in %Simion in %
AtlasIntel (15.5.)48,747,8
IRSOP (13.5.)5248
Sociopol (12.5.)4753
CURS (11.5.)4852
Verified (6.5.)45,254,8

Dabei ist zu beachten, dass rechte Kandidaten in rumänischen Umfragen oft unterschätzt werden.

Rolle der rumänischen Diaspora bei der Wahl

Ein wichtiger Faktor wird die Wahlbeteiligung der im Ausland lebenden Rumänen sein. In der ersten Runde stimmte die Mehrheit der Diaspora für Simion. Katja Plate, Leiterin der Konrad-Adenauer-Stiftung in Rumänien, erklärt gegenüber AFP: „Die Diaspora hat einen enormen Einfluss auf das Wahlergebnis.“

Unsicherheit trotz Umfragen: Mehrere Faktoren entscheiden

Plate nennt drei Gründe, warum eine Vorhersage schwierig bleibt:

  • Die hohe Bedeutung der Auslandswähler.
  • Die niedrige Wahlbeteiligung von 53 Prozent in der ersten Runde.
  • Die mögliche Zurückhaltung vieler Befragter, in Umfragen ihre Unterstützung für Simion offen zu zeigen.

Am Sonntag wird sich entscheiden, ob Rumänien seinen Weg als pro-europäischer Staat fortsetzt oder in eine nationalistische Isolation abdriftet. Die Wahl ist ein Signal für die politische Zukunft des Landes – und für die europäische Stabilität.

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